Vor 40 Jahren triumphierte erstmals in der Formel-1-Geschichte ein Fahrer mit einem Turbomotor in der Königsklasse der Automobil-Weltmeisterschaft: Nelson Piquet auf seinem Brabham-BMW BT52, den Kenner gern als den schönsten Monoposto aller Zeiten bezeichnen. Piquets durch keinerlei Rückschläge zu stoppendes Engagement und sein bedingungsloser Glaube an den deutschen Vierzylinder-Turbomotor wurden schließlich mit dem Titel belohnt. AUTOMOBILSPORT nimmt das Jubiläumsjahr zum Anlass, den Weg des ersten Turbo-Weltmeisters noch einmal nachzuzeichnen. Die Texte stammen aus dem Buch mit dem Titel „In 630 Tagen an die Spitze – die WM-Story des BMW-Turbo“. Geschrieben hat es unser Kolumnist Uwe Mahla, der als Zeitzeuge und BMW-Pressesprecher die abenteuerliche Reise von Brasilien über Nordamerika und Europa bis hin nach Südafrika mit begleitet hat. Das Büchlein ist längst vergriffen, aber Mahla hat die spannendsten Stationen und Fügungen in Form der Originaltexte von damals für uns noch einmal aus seinem frühen Werk herausgezogen. Begleiten wir also Nelson Piquet auf seiner Fahrt zum Titel – seinem zweiten und dem ersten als Turbo-Weltmeister in der Formel 1.
Zum Einstieg und besseren Verständnis ein kurzer Abriss über die Entstehung. Ausgangspunkt war der für seine Zeit sehr fortschrittliche Vierzylinder-Reihenmotor, der ursprünglich aus vergleichsweise seriennahen Limousinen stammte, etwa vom Typ BMW 1800 Ti. Dieses Triebwerk heimste schon früh sportliche Lorbeeren ein. Die Leistungssteigerung erfolgte über die Jahre mittels Doppelvergaser, Einspritzung und bald auch als Kompressor- und Vierventil-Version.
Zeitgleich entwickelten die BMW-Ingenieure die bewährte Maschine für die Formel 2, von deren Wettbewerbsfähigkeit nicht zuletzt sechs EM-Titel zeugen. Es dauerte nicht mehr lange, bis die Vierventil-Technik und Turboaufladung unter der Leitung von Paul Rosche miteinander in Einklang und zum Laufen gebracht wurden.
Kurz und gut, irgendwann zeigte der Leistungsprüfstand Werte an, die die Idee nahelegten, das wäre doch ein Triebwerk für die Formel 1. Denn in dieser Meisterschaft fuhren damals nach einem Dreiliter-Reglement Saugmotoren; ebenfalls zugelassen waren jedoch Turbo-Aggregate mit 1,5 Litern Hubraum.
Wir überspringen die politischen Turbulenzen und stellen fest: BMW stieg 1982 mit Brabham-Eigentümer Bernie Ecclestone in die Formel 1 ein. Dieses erste Jahr war nicht gerade ein Zuckerschlecken, denn es galt, den fünfjährigen Erfahrungsvorsprung von Renault beziehungsweise den dreijährigen von Ferrari aufzuarbeiten. Immerhin machte der erste Sieg Piquets in Montreal am 13. Juni 1982 im erst fünften Rennen auch den Skeptikern klar, welches Potenzial hier schlummerte.
In nackten Zahlen liest sich die Bilanz des Vierzylinder-BMW-Motors in der Formel 1 im Nachhinein so: 91 Grand-Prix-Starts (Südafrika 1982 bis Australien 1987), erstmals WM-Punkte für Piquets fünften Platz im fünften Renneinsatz in Belgien, erste Poleposition beim GP Österreich 1982, 15 Polepositions mit Höchstleistung bis zu 1400 PS, neun Siege (siebenmal Piquet, je einmal Patrese und Berger), 13 schnellste Runden ( Piquet 9, Patrese 2, Berger 2), Verwendung bei den Teams ATS, Brabham, Arrows und Benetton…
Mehr im aktuellen Heft!
von Uwe Mahla
Fotos: BMW, Motorsportimages, Cahier, Kräling