In Anbetracht der kurzen Entwicklungszeit und des begrenzten Budgets verlief das Renndebüt des Ferrari 333 SP zufriedenstellend. Der Wagen war auf Anhieb schnell und nach Auffassung der Piloten überaus angenehm zu fahren. Er entwickelte sich alsbald zum Favoriten bei den Rennen der nordamerikanischen Sportwagenserien.

In nur neun Monaten war der 333 SP entwickelt worden. Die ersten Testfahrten fanden Anfang 1994 statt. Mauro Baldi, Dario Benuzzi und Nicola Larini saßen am Steuer. Das Fahrzeug hinterließ auf Anhieb einen exzellenten Eindruck; allein die Bremsen offenbarten noch Schwächen, die aber zügig eliminiert werden konnten. Allerdings wurde bei den Testfahrten ein Exemplar mit der Fahrgestellnummer F130 E 001 vollkommen zerstört. Für die Typenbezeichnung in der Fahrgestellnummer hatte Ferrari geschickterweise die gleiche Bezeichnung wie für den F50 (vormals Ferrari 130) gewählt. Der Buchstabe E stand für „Evolution“. Der zerstörte Wagen wurde um ein neues Chassis herum schnell wieder aufgebaut.

Trotz der vielversprechenden Testfahrten wollte man in Maranello nicht das Risiko eingehen, den 333 SP bereits für die beiden materialmordenden Langstreckenklassiker am Saisonbeginn, die 24 Stunden von Daytona und die 12 Stunden von Sebring, freizugeben. Stattdessen präsentierte Ferrari am Rande dieser Veranstaltungen ein „Ausstellungsstück“ des neuen Prototyps und heizte so das Interesse noch mehr an…

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von Thomas Nehlert

Fotos: John Brooks, Motorsportimages, Michael Keyser, Ib Trebbien

Thierry Boutsen träumte schon als Dreijähriger davon, Rennfahrer zu werden – und schaffte es dann tatsächlich bis in die Formel 1. Von 1983 bis 1993 nahm er an 163 Grands Prix teil. Der ruhige Belgier zählte nicht zu den spektakulärsten Piloten, aber er machte im Cockpit fast nie Fehler und hatte dank seines Ingenieursstudiums einen guten Einblick in die Technik. Seine größten Erfolge feierte Boutsen 1989 und 1990, als er für Williams-Renault fuhr und drei Rennen gewann. Er ging auch bei Sportwagen- und Tourenwagenrennen an den Start und konnte unter anderem zwei zweite Plätze in Le Mans und einen Sieg bei den 24 Stunden von Daytona verbuchen. Heute ist der ehemalige Racer in Monaco als Geschäftsmann tätig – und schreibt exklusiv als Kolumnist für AUTOMOBILSPORT über seine aktive Laufbahn, seine Weggefährten sowie heutige Begegnungen und Erlebnisse.

1985 war für mich ein Jahr voller Überraschungen. Sie erinnern sich sicher an meine erste Kolumne in Ausgabe #32, in der ich über meinen Sieg bei den 24 Stunden von Daytona in jenem Jahr berichtet habe. Diese Geschichte endete jedoch nicht mit der Siegerehrung – es gab noch ein weiteres Kapitel. Nach dem Rennen traf ich am Flughafen Walter Brun und sein Team. Er kam herüber, um mir zu gratulieren. „Herzlichen Glückwunsch zum Sieg“, sagte er und fügte sofort die Frage hinzu: „Möchtest du bei den Rennen in Europa für mich fahren?“

Ich habe sofort ja gesagt, und ich muss sagen, das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Nicht nur in Sachen Rennsport, sondern auch und vor allem wegen des menschlichen Miteinanders im Team. Brun war eine sehr kleine, hochmotivierte Truppe, und an der Spitze stand ein Mann, der seine Arbeit voll und ganz liebte und diese Freude auf alle Teammitglieder, einschließlich der Fahrer, übertrug. Wir gehörten alle zur Familie. Über Geschäftliches haben wir nie gesprochen, sondern immer nur über die Freundschaft und den Sport. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit war unglaublich. So etwas habe ich weder vorher noch nachher in einem anderen Team erlebt…

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von Thierry Boutsen

Fotos: Ib Trebbien, Brun

Walter Brun feierte am 20. Oktober seinen 80. Geburtstag. Der Selfmademan aus dem Entlebuch in der Schweiz kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken, wie kaum ein anderer. Drei Wochen vor seinem Geburtstag präsentierten wir unser Buch „Brun Motorsport 1966–2009“. Ein annähernd so verrücktes Projekt wie der Protagonist.

Sommer 2016. In unserer Redaktion entsteht das Gerüst für die AUTOMOBILSPORT-Ausgabe #10. Das Titelthema liefert Karl Ludvigsen über die legendären Ferrari-Mittelmotor-Sportwagen der 60er Jahre. Unser Kolumnist Eckhard Schimpf schreibt einen sehr persönlichen Beitrag über einen alten Weggefährten und Jägermeister-Mann: Walter Brun. Auf der Suche nach Bildmaterial stoße ich über Facebook auf Sacha Brun. Er ist einer der Söhne von Walter Brun und hat den Rennbazillus seines Vaters offensichtlich geerbt. Ich schreibe ihn an, ob er besonderes Bildmaterial von Tests, aus Privatalben oder ähnliches hat. Sacha Brun lacht noch heute, wenn er erzählt, dass mir die Scan-Qualität nicht ausreichte und er mir die gesammelten Abzüge in die Redaktion schickte. „Danach habe ich erst mal aufgerüstet und einen neuen Scanner gekauft“, schmunzelt er im Rückblick.

Der Stein kommt ins Rollen

Vier Jahre Später, im Sommer 2020, kam Sacha Brun wieder auf mich zu und berichtete, dass von dem ersten Buch über Brun Motorsport, das er herausgegeben hatte, schon lange kein Exemplar mehr verfügbar wäre. Auf dem Gebrauchtmarkt würden inzwischen horrende Preise gezahlt und man müsste doch ein neues Buch auflegen. Ob wir das nicht gemeinsam hinbekämen, war seine Anfrage 2020. Wir konzeptionierten ein Buch von maximal 400 Seiten, im Schwerpunkt ein hochwertiger Bildband mit den besten Fotos aus vier Jahrzehnten Brun Motorsport. Und dann kommen die Brun-Gene wieder ins Spiel. „Ich möchte jedes Gruppe-C-Rennen von Brun Motorsport abbilden“, so der Brun-Junior. „Jede Lackierung, jeder Wagen muss ein Mal zu sehen sein.“ Und er ließ nicht locker, schrieb weltweit Fotografen an und trug Unmengen an Bildern zusammen. Heute hat Sacha Brun das umfangreichste Privatarchiv über die Einsätze seines Vaters und dessen Teams, das man sich vorstellen kann. Und die besten Fotos daraus sind in unserem Buch gelandet…

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von Robert Weber

Fotos: Archiv Alwin Springer, Archiv Brun, Daniel Reinhard

Der Nürburgring ist in erster Linie für Rennen von Grand-Prix-Fahrzeugen, Sportwagen und großen Tourenwagen bekannt. An der 4. Nürburgring Classic Ende Mai nahmen zahlreiche Fahrzeuge aus diesen Motorsport-Kategorien teil. Von DTM-Autos über Can-Am- und Gruppe-C-Prototypen bis hin zu Formel-1-Wagen aus den 1990er Jahren wurde den Zuschauern einiges geboten.

Doch auch kleinere Rennwagen waren zu sehen. 77 Starter zählte die Serie „Kampf der Zwerge“, die mit Tourenwagen bis 1300 ccm aus den 1960ern und 1970ern ausgetragen wird. Die „Zwerge“ hatten schon in der Vergangenheit für Spektakel auf dem Nürburgring gesorgt, etwa im Feld der Tourenwagen-EM bei den 6-Stunden-Rennen oder im Rahmenprogramm der Formel 1. In der 1992 ins Leben gerufenen Serie tummeln sich unzählige Fahrzeuge der Marken Fiat Abarth, NSU und Autobianchi sowie verschiedenste Mini Cooper, aber auch seltenere Renner von Alpine, Simca und Lada.

Schweizer Flitzer

Unter den 77 Fahrzeugen, die am Ring beim „Kampf der Zwerge“ präsentiert wurden, war auch der von Leo Kröner pilotierte Fiat Abarth 1000 TCR mit der Chassisnummer 210 1762. Der Wagen war seinerzeit meistens in der Schweiz eingesetzt worden und hatte vor der Nürburgring Classic nur ein einziges Rennen in der Eifel absolviert.

Gebaut wurde das Fahrzeug 1970 bei der Firma Abarth in Turin. Die „nackte“ Rohkarosse, also die Basis des Abarth TCR, wurde direkt von Fiat bezogen. Nach Fertigstellung erfolgte die Auslieferung und am 1. April 1971 der Import in die Schweiz. Ende 1973 brachte der junge Rennfahrer Walter Baltisser den Wagen in der Schweizer Meisterschaft an den Start. Das Championat bestand aus Bergrennen und Slaloms sowie einigen Rundstreckenrennen, die in den umliegenden Ländern ausgetragen wurden. Baltisser trat mit dem TCR in der Klasse der Spezialtourenwagen bis 1000 ccm an und war auf Anhieb erfolgreich. Am Ende der Saison belegte er bei den Spezialtourenwagen der Gruppen 2 und 4 den dritten Platz hinter Harry Blumer (Porsche) und Ruedi Helbling (Ford Escort). 1975 wechselte er zu den Sportwagen und wurde in dieser Kategorie 1977 Schweizer Meister. Das Magazin Powerslide vermerkte, dass Baltisser „in der vergangenen Saison vor allem durch seine schnellen Fahrten mit dem 1000er-Abarth aufgefallen“ war…

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von Jacob Queißner

Fotos: Sammlung Leo Kröner, Christel und Rudy Dombree