Der Weg an die Spitze des Motorsports war für den Schweizer Joseph Siffert kein leichter. Mit Unterstützung der Scuderia Filipinetti gelang ihm der Einstieg in den Grand-Prix-Sport. Was nach einer guten Partnerschaft aussah, ging jedoch schnell in die Brüche – und Siffert musste sich allein durchkämpfen.
Joseph Siffert wurde am 7. Juli 1936 in Freiburg im Üechtland geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Er tat sich schon früh durch Handelsgeschick und eine hohe Überzeugungskraft hervor. Siffert sammelte und verkaufte Dinge wie Lumpen oder Patronenhülsen. Immer mit einem Ziel vor Augen: Seit seinem Besuch im Berner Bremgarten 1948 wollte er unbedingt Grand-Prix-Pilot werden. Mit 11 Jahren saß er das erste Mal am Steuer eines Autos und fuhr auf Anhieb gut. Mit 16 begann er eine Lehre als Karosseriespengler. 1957 stieg er in den Motorsport ein und ging zunächst bei Motorradrennen an den Start.
Schnell machte Siffert sich aufgrund seines Talents und Wagemuts einen Namen. Er wurde 1959 Schweizer Meister und fuhr an der Seite von Edgar Strub Seitenwagenrennen. In der Zwischenzeit hatte sich Siffert mit einem Autohandel selbstständig gemacht und beschloss, in der Saison 1960 in den Rennwagensport einzusteigen. Seinem Freund Lucien Balsiger kaufte er für die Anfänge einen Stanguellini-Formel-Junior ab. 1961 beschaffte er sich erst einen Lotus 18 FJ, dann einen Lotus 20. Mit diesen Wagen war er so gut unterwegs, dass er punktgleich mit Tony Maggs die „Trofeo Auto Italiana“ gewann, eine Art inoffiziellen Formel-Junior-Europameistertitel, der von der gleichnamigen italienischen Autozeitschrift vergeben wurde.
In den Diensten von Filipinetti
1961 wurde die FSEA (Fédération Suisse des Ecuries Automobiles) als „Verbindung aller gesamtschweizerischen Rennställe in einer Dachorganisation“ ins Leben gerufen, um junge Schweizer Rennfahrer zu fördern. FSEA-Präsident Georges Filipinetti, der auch Präsident der Genfer Rallye und der Schweizer Kart-Vereinigung war, gründete im Februar 1962 die „Ecurie Nationale Suisse“. Wenig später wurde der Rennstall in Scuderia (bzw. Ecurie) Filipinetti umbenannt, da der Schweizer Automobilclub es nicht für angemessen hielt, dass ein Privatteam sich als „Nationalmannschaft“ bezeichnete.
Filipinetti suchte Fahrer, denen er passendes Equipment zu Verfügung stellen konnte. Der Journalist Henri-François Berchet empfahl Siffert. Der unterschrieb im März 1962 einen Dreijahresvertrag. „Der Stall Filipinetti bringt zwar Joseph nicht zu verachtende finanzielle Mittel, doch nur um den Preis seiner Freiheit,“ schrieb sein Freund Jacques Deschenaux in seiner Siffert-Biografie. Siffert startete 1962 weiterhin unter eigenem Namen bei Formel-Junior-Läufen. Er gewann in Wien, Cesenatico und Berlin und fiel am Gardasee in Führung liegend aus. Anfang April in Brüssel gaben Siffert und die Scuderia Filipinetti ihr Formel-1-Debüt. Der bestellte Lotus 21 mit Climax-Motor war noch nicht fertig, aber das Team bekam von Colin Chapman ein 1,5-Liter-Triebwerk und baute dieses kurzerhand in Sifferts Lotus 22 ein. Nach drei Läufen mit dem Formel-Junior-Fahrzeug, das behelfsmäßig mit größeren Hinterrädern und Bleiballast ausgestattet war, lag Siffert auf Platz sechs im Gesamtklassement…
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von Jacob Queißner
Fotos: McKlein, Motorsportimages, Cahier, Sammlung Robert Weber