Das Ende der Gruppe C stürzte die Sportwagenrennen in eine tiefe Krise. Zugleich eröffneten gerade kleine Starterfelder auch sehr ausgefallenen und gewagten Konstruktionen die Möglichkeit, bei den legendären Langstreckenrennen ihr Glück zu versuchen. Ein solches Beispiel war der BRM P351. Das britische Prototypen-Projekt weckte zunächst große Erwartungen, war schließlich aber doch zum Scheitern verurteilt.
Die Sportwagen-Weltmeisterschaft lag 1992 in ihren letzten Zügen. Es war das Jahr, in dem dieses Championat zum letzten Mal für fast 20 Jahre ausgetragen wurde. Nachdem man 1982 mit dem verbrauchsorientierten Reglement der Gruppe C begonnen hatte, machten die Verantwortlichen den verheerenden Fehler, dieses Konzept zugunsten von 3,5-Liter-Saugmotoren nach dem Vorbild der Formel 1 aufzugeben. 1992 dominierten die Peugeot 905 die Meisterschaft und gewannen alle Rennen mit Ausnahme des ersten Laufs in Monza, der an Toyota ging.
John Mangoletsi, ein reicher griechischer Unternehmer, Sohn eines britischen Motorenspezialisten und späterer Gründer der World Sports Car Championship (WSC), wollte der Dominanz der Peugeots etwas entgegensetzen. Zu diesem Zweck hatte er einen klangvollen Namen der Motorsportgeschichte wiederbelebt: British Racing Motors, kurz BRM. Das 1947 von Raymond Mays und Peter Berthon gegründete Team sollte ursprünglich ein britischesAushängeschild für die Formel 1 werden. Ab 1951 betätigte sich BRM im Rennsport, geriet aber bereits 1952 in eine finanzielle Schieflage. Hilfe kam vom Unternehmen Rubery Owen, dessen Chef Sir Alfred Owen fortan die Leitung des Rennteams an sich zog. BRM war durchaus erfolgreich und konnte 1962 sogar mit Graham Hill die Formel-1-Weltmeisterschaft gewinnen. Nach Alfred Owens Tod im Jahr 1975 ging das mittlerweile eher erfolglose Unternehmen in Konkurs. Nach einem vergeblichen Versuch von Louis Stanley, das Team wieder auf die Erfolgsspur zu führen, fand BRM 1977 sein Ende.
BRM P351
1990 trat Mangoletsi an die Familie des 1975 verstorbenen Alfred Owen heran, die die Rechte am Namen BRM besaß. Es gelang ihm, John Owen von Rubery Owen von seinem Sportwagenprojekt zu überzeugen und dazu zu bewegen, die Nutzung des Namens BRM für den geplanten Prototyp zu gestatten. Außerdem erhoffte er sich Geld für sein Vorhaben.
Daraufhin beauftragte Mangoletsi den früheren Zakspeed-Ingenieur Paul Brown mit der Konstruktion des Sportwagens. Brown entwarf ein Kohlefaser-Monocoque, wie es zu dieser Zeit in der Gruppe C üblich war. Die Produktion des Chassis erfolgte bei Courtaulds Engineering. Für den Motor zeichnete Graham Dale-Jones verantwortlich, der sich des alten Weslake-V12 bediente. Das war eine Konstruktion, die in ihrem Kern aus dem Jahr 1967 stammte und seinerzeit auch von Dan Gurney für seinen Formel-1-Wagen Eagle benutzt worden war. Der letzte Renneinsatz dieses Motors datierte von 1977…
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von Thomas Nehlert
Fotos: Cahier, Lastlap, Motorsportimages, John Brooks