In seiner langen, beeindruckenden Formel-1-Karriere fuhr René Arnoux für drei große Teams: Renault, Ferrari und Ligier. Mit 7 Siegen und 18 Polepositions ist er bis heute der zweiterfolgreichste französische Grand-Prix-Pilot hinter Alain Prost. Vor genau 30 Jahren bestritt Arnoux seine letzte Saison in der Königsklasse – eine gute Gelegenheit für AUTOMOBILSPORT, die Laufbahn dieses charaktervollen Rennfahrers Revue passieren zu lassen. Unser Autor Etienne Bourguignon hat den mittlerweile 70-Jährigen an seinem Wohnsitz in Lausanne interviewt.
AUTOMOBILSPORT: Sie haben Ihre Karriere mit 12 Jahren im Kartsport begonnen. 1972, im Alter von 24 Jahren, haben Sie im Monoposto in Magny-Cours den „Volant Shell“ gewonnen. Dank dieses Sieges konnten Sie 1973 mit Unterstützung von Shell in der Formel Renault fahren, wo Sie auf Ihre Landsleute Didier Pironi und Patrick Tambay trafen und gleich etwas geschafft haben, was noch niemandem gelungen war: Sie haben mit 7 Siegen in 20 Rennen auf Anhieb den Formel-Renault-Titel gewonnen. Doch dann zog sich Ihr Hauptsponsor Shell überraschend zurück, 1974 wurde für Sie ein verlorenes Jahr.
Arnoux: Ja, was für eine Verschwendung! Ich hatte gerade in meiner ersten Saison den Eurocup in der Formel Renault gewonnen. Shell hat mich gewarnt, dass Angebote von anderen Teams kommen würden. Sie wollten, dass ich bei ihnen bleibe und für Surtees, dessen Sponsor sie waren, in der Formel 2 fahre. Da Shell meine erste Saison im Monoposto gesponsert hatte, blieb ich ihnen treu. Außerdem wollte mich John Surtees höchstpersönlich in seinem Team haben – eine fabelhafte Geschichte für mich. Leider ist dann die Zeit vergangen, und Surtees hat kein Geld von Shell bekommen. Ich war inzwischen nach England gezogen und bei Surtees eingestiegen, wo ich zunächst als Mechaniker gearbeitet habe. Ich wollte endlich mal wieder am Lenkrad sitzen. Schließlich hat Shell seinen Rückzug angekündigt, und meine Formel-2-Saison war zu Ende, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Deshalb hatte ich 1974 kein Cockpit. Eine totale Enttäuschung!
AUTOMOBILSPORT: 1975 kam Ihnen Elf zu Hilfe. Der Konzern sponserte Ihnen eine weitere Saison in der Formel Renault, am Steuer eines Martini Mk15. Als Dankeschön haben Sie zum zweiten Mal den Titel gewonnen, diesmal für Elf.
Arnoux: Die Unterstützung habe ich auf Initiative von François Guiter bekommen, dem Marketingchef von Elf. Ich konnte zahlreiche Siege einfahren und schließlich den Titel gewinnen. Als die Meisterschaft vorbei war, hat Guiter zu mir gesagt: „René, pass auf, du wirst Angebote von anderen bekommen. Ich schlage dir vor, dass wir nächstes Jahr gemeinsam Formel 2 fahren.“ Ich habe geantwortet: „Herr Guiter, Sie entscheiden, ich bin dabei.“ Wir haben einander die Hände geschüttelt und sind ohne Vertrag in die Formel 2 gegangen.
AUTOMOBILSPORT: Sie haben den Schritt in die Formel 2 mit dem Konstrukteur Tico Martini gemacht, mit dem Sie bereits zusammengearbeitet hatten. Ihr Teamkollege dort war Patrick Tambay und Ihr stärkster Widersacher Jean-Pierre Jabouille. Nach einer spannenden Saison fiel die Titelentscheidung erst beim letzten Rennen in Hockenheim. …
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von Etienne Bourguignon
Fotos: The Cahier Archive, Sammlung Etienne Bourguignon, McKlein, Klemantaski, Sammlung Nils Ruwisch, Motorsportimages, Kräling