Nachdem die Pläne in der vorangegangenen Saison gescheitert sind, wechselt Aston Martin komplett die Strategie: David Brown, John Wyer und Reg Parnell beschließen, 1959 die Teilnahme an der Formel 1 zu priorisieren und das Sportwagenprogramm strikt auf die 24 Stunden von Le Mans zu beschränken.
Die Ausgangslage für Le Mans schätzen die Aston-Strategen weiterhin als günstig ein, weil sie davon ausgehen, dass der DBR1 nach wie vor das schnellste Dreiliter-Auto ist. Weitere Sportwagenrennen sollen nicht beschickt werden, da dies die Vorbereitungen für Le Mans beeinträchtigen würde.
Neun Jahre lang hat Aston Martin nun schon versucht, Le Mans zu gewinnen, und jedes Mal ist den Briten der Sieg durch die Lappen gegangen. Meistens war die mangelnde Zuverlässigkeit der Grund. John Wyer kommt zu dem Schluss, man habe in der Vergangenheit vielleicht zu viel erreichen wollen. Er hat mittlerweile erkannt, dass die Chancen in Le Mans für ein ausgereiftes und standfestes Auto am besten stehen. Deshalb versucht man nicht, die Performance des DBR1 weiter zu verbessern, sondern richtet stattdessen alle Anstrengungen auf die Standfestigkeit.
Doch wozu sind Pläne anders da, als sie über den Haufen zu werfen? Es beginnt damit, dass die Veranstalter der 12 Stunden von Sebring, Alec Ullmann und Reggie Smith, Aston Martin inständig bitten, an dem Rennen teilzunehmen; sie bieten sogar an, sämtliche Spesen für die aufwendige Anreise zu übernehmen. Als auch Rennleiter Reg Parnell für die Reise nach Florida plädiert, knickt John Wyer ein – ein Fehler, wie er hinterher selbst zugibt. Es bleibt nicht mehr genug Zeit, das für Salvadori und Shelby vorgesehene Auto optimal vorzubereiten. Salvadori geht zwar beim Start in Führung, fällt aber schon bald mit einer rutschenden Kupplung zurück. Die Ölpumpe pumpt so viel Öl aus dem Sumpf, dass die Mechaniker unnötigerweise zu viel nachfüllen; der Überschuss findet seinen Weg in das Kupplungsgehäuse. Schließlich bricht Carroll Shelby der Schalthebel ab, und er stellt das Auto nach gerade einmal 32 Runden ab…
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von Harold Schwarz
Fotos: Cahier, McKlein, Klemantaski, LAT