Die Can-Am-Serie war eine unvergleichliche Quelle für technische Innovationen. Doch so etwas hatte sie noch nicht erlebt! Von Chevrolet initiiert und von Jim Hall fertiggestellt, war der Chaparral 2J ein Gruppe-7-Phänomen, von dem Techniker und Ingenieure noch heute schwärmen.
In Watkins Glen sagten sie: „Er sieht so aus wie die Kiste, in der er gekommen ist.” Vielleicht war sogar dieses harsche Urteil über das Aussehen des neuen Chaparral 2J noch zu großzügig. Aber die Leistungsfähigkeit ist bekanntlich wichtiger als das Aussehen, und in der ihm eigenen erstaunlichen Weise war der 2J beeindruckend unterwegs.
Auch ein F1-Champion war sehr beeindruckt vom Konzept des Chaparral 2J. Jackie Stewart fuhr das Auto 1970 in Watkins Glen. In einem Starterfeld von höchstem Rang und Namen erzielte er die schnellste Rundenzeit. Obwohl der 2J nicht lange genug hielt, um für den Sieg in Frage zu kommen, zeigte er großartiges Potential und brachte seinem Entwickler Jim Hall seinen wohlverdienten Status als Zauberkünstler unter den Technikern der Gruppe 7 zurück. In der verbleibenden Can-Am-Saison 1970 zeigte der Wagen phänomenales Tempo.
Aber war es die Chaparral-Show... oder war es in Wirklichkeit die Chevy-Show mit Jim Hall als Zeremonienmeister? Tatsächlich wurde der Chaparral 2J in seinen wichtigsten Grundzügen im Chevrolet Engineering Center in Warren, Michigan erdacht und konstruiert. Diese Beziehung war nicht neu. Seit 1964 hatten Chaparral und Chevrolets geheimniskrämerische Entwicklungsabteilung beim Bau, Test und sogar beim Renneinsatz von hochentwickelten Rennsportwagen eng kooperiert.
Das grundlegende Konzept des 2J war eigentlich recht einfach. Indem man unter einem fahrenden Auto ein Vakuum erzeugte, erhöhte man die Bodenhaftung des Wagens. Mit den neuesten Rennreifen bedeutete dies mehr Grip und damit erheblich höhere Kurvengeschwindigkeiten. Diese Idee war nicht neu. In Dresden hatte Vasa Nicin bereits am 29. Dezember 1925 ein Patent darauf angemeldet.
Je breiter und größer die Reifen, desto größer ist ihre Kontaktfläche auf dem Straßenbelag und desto später kommen sie ins Rutschen, weil die Downforce erhöht wird. Höhere Kurvengeschwindigkeiten sind auf Straßenstrecken der Schlüssel zum Erfolg. Dies machten sich später die sogenannten „Ground Effect”-Autos zunutze, die jedoch noch ein Jahrzehnt in der Zukunft lagen, als die Grundlagen für den 2J im Winter 1968 entwickelt wurden.
Das Konzept war schon lange verfügbar, bevor die FIA eine Höhenreduktion für aerodynamische Flügel bestimmte und sich die Teilnehmer der Can-Am und anderer Serien hastig auf die Suche nach einem neuen „technischen Vorteil” machten. 1968 erkannten die Entwicklungsingenieure bei Chevrolet im Prinzip des Saug-Anpressdrucks die Möglichkeit für einen radikalen Durchbruch, der den Rennaktivitäten unter dem neuen Chef Charlie Simmons neuen Schwung verleihen sollte.
Während Jim Hall seinen Chaparral 2H für die Saison 1969 ohne Input von GM baute, brauchte man etwas Neues, um dem Texaner in Zukunft zu helfen. Erste Tests mit Modellen und Prototypen verliefen vielversprechend. GM-Entwicklungsingenieur Paul Van Valkenburgh: „Simmons stellte Don Gates alle Konstrukteure, Techniker und Gelder zur Verfügung, die er brauchte, um den Wagen für die nächste Rennsaison fertigzustellen.”
Gates, der clevere Ingenieur, der Simmons Unterstützung gewonnen hatte, konzentrierte sich auf das Saugsystem von Chevrolets „Suspension Test Vehicle”, des STV. Don Cox, Joe Marasco and Ernie DeFusco entwarfen den Wagen drumherum. Um eine geeignete Karosserie zu bauen, mussten sie sämtliche aerodynamischen Gepflogenheiten ignorieren. In erster Linie brauchte man einen robusten Kasten, der nicht durch das Vakuum implodierte, das in seinem Inneren erzeugt wurde...
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von Karl Ludvigsen
Fotos: Ludvigsen Library