Im Rahmen des diesjährigen 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring feierte BMW den 50. Geburtstag von BMW M mit einem Sonderlauf. Mit von der Partie war auch Eddie Cheever, der 1977 zusammen mit Manfred Winkelhock und Marc Surer das mittlerweile legendäre BMW-Junior-Team bildete. Cheever ist einer der wenigen amerikanischen Rennfahrer, die ihre Laufbahn im europäischen Motorsport begannen, denn er wuchs in Rom auf, wo seine Eltern eine Kette von Fitness-Studios betrieben. Als Kind nahm ihn sein Vater zu einem Sportwagenrennen in Monza mit – und der kleine Eddie war sofort fasziniert. Wir waren am Nürburgring vor Ort und hatten Gelegenheit, Cheever exklusiv über seine Zeit bei BMW und seine spätere Formel-1-Karriere zu interviewen.
AUTOMOBILSPORT: Als Sie für die Saison 1977 beim BMW-Junior-Team unterschrieben, hatten Sie die Formel 1 fest im Blick. Der BMW-Vertrag sollte zu einem Engagement in der Formel 2 führen, was auch geschah. Hat Jochen Neerpasch mit Ihnen über einen langfristigen Plan für die Formel 1 gesprochen?
Cheever: Das stimmt alles grundsätzlich, aber die Reihenfolge war ein bisschen anders. Ich bin für einen Herrn namens Ron Dennis gefahren, der damals eine Firma namens Project Four hatte. Als ich ein Formel-3-Rennen in Silverstone gewann, stellte mich jemand Ron vor. Er fragte, ob ich sein Formel-2-Auto testen möchte. Ich glaube, es war ein March. Mein Vater sagte ja. Also machte ich den Test, und mein Vater und Ron trafen eine Vereinbarung, dass er uns für den Rest der Saison ein Formel-3-Auto zur Verfügung stellen würde. Ich fuhr zwei Rennen, soweit ich mich erinnern kann, in Deutschland. Und in der nächsten Saison fuhr ich für Ron in der Formel 2. Das Geld war immer sehr knapp. Wenn wir zwei Dollar hatten, gaben wir zwei Dollar aus, wenn wir drei Dollar hatten, gaben wir drei aus. Wir lebten von der Hand in den Mund. Ich habe ein oder zwei gute Ergebnisse erzielt. Ron Dennis war derjenige, der mit Neerpasch verhandelt hat, um die BMW-Werksmotoren zu bekommen.
AUTOMOBILSPORT: Für die Formel 2?
Cheever: Ja, für die Formel 2. Ein Teil des Deals war, dass ich in der deutschen Gruppe-5-Meisterschaft für BMW in dem neuen Junior-Team fahren musste. So hat das mit BMW angefangen. Als wir die Verbindung zu BMW aufgebaut haben, hatten die den besten Formel-2-Motor. Und sie haben alles darangesetzt, die Meisterschaft zu gewinnen. Als ich bei BMW unterschrieb, dachte ich, ich würde eine Testfahrt machen, ein paar Runden drehen und dann alsbald Rennen fahren. Aber das Programm war das genaue Gegenteil – als ob ich bereits ein Formel-1-Fahrer wäre. Wir fuhren nach St. Moritz und trainierten wie die Verrückten. Zwei Wochen lang sind wir jeden Morgen früh aufgestanden, haben geturnt, geredet und alle möglichen Wettkämpfe absolviert. Am Ende war ich fix und fertig, aber das war meine Einführung in den professionellen Rennsport.
Ich habe mit Jochen nie über die Formel 1 gesprochen. Aber am Ende des Jahres habe ich auf dem Nürburgring gewonnen, ich habe in Rouen gewonnen und bin als Zweiter in das letzte Rennen gegangen. Und eine Woche vor dem letzten Rennen in Vallelunga habe ich mir die Hand gebrochen, als ich einen Jägermeister-BMW fuhr. Das ist die zeitliche Abfolge.
AUTOMOBILSPORT: Hatten Sie in Sachen Motorsport schon vorher ein Auge auf BMW geworfen? …
Mehr im aktuellen Heft!
von Robert Weber
Fotos: BMW, Thomas Dirk Heere, Robert Weber, Kräling, Motorsportimages, McKlein