Ferrari hatte die letzten fünf Jahre in Folge in Le Mans gewonnen. Ford hatte, nachdem die geplante Übernahme der italienischen Marke gescheitert war, mit dem GT40 ein eigenes Auto auf die Räder gestellt, war aber bei dessen Debüt im Vorjahr kläglich gescheitert.
1965 wollte Ferrari seine Vorherrschaft an der Sarthe mit einem sechsten Sieg verteidigen. Ford hatte den GT40 überarbeitet, einem neuen Team anvertraut und wollte es Ferrari endlich mal richtig zeigen. Alle anderen Konkurrenten spielten bei dem Rennen 1965 nur eine Nebenrolle.
Insgesamt sechs brandneue Ford GT40 erschienen im Juni in Le Mans. Die Speerspitze bildeten zwei Prototypen der zweiten Generation des GT40, genannt Mark II. Shelby American hatte die beiden Fahrzeuge vorbereitet und setzte sie als neues Ford-Werksteam auch im Rennen ein. Ihnen war bei Kar Kraft in Detroit ein 427-Zoll-Big-Block-V8 eingebaut worden. Die übrigen vier Fords wurden von 325-Zoll-Motoren angetrieben und von Rob Walker, der Scuderia Filipinetti, FAV John Wyer sowie Ford France eingesetzt.
Diesem Aufgebot begegnete Ferrari mit drei vom Werk eingesetzten Prototypen, zwei 330 P2 mit vier Litern Hubraum und einem 275 P2, verstärkt durch je einen 365 P2 von NART und Maranello Concessionaires mit jeweils 4,4 Litern. Diese fünf Ferraris und die sechs Fords galten als Sieganwärter.
Rückendeckung erhielten die Ferraris noch durch fünf 250-LM-Prototypen. Die Berlinetta 250 LM war von Ferrari nicht zu dem Zweck entworfen worden, das Gesamtklassement großer Langstreckenrennen zu gewinnen – hierfür waren die Prototypen mit der Bezeichnung „P“ vorgesehen. Vielmehr sollte der 250 LM als Nachfolger des 250 GTO das GT-Klassement abdecken. Die FIA verweigerte allerdings die entsprechende Homologation, sodass der 250 LM notgedrungen wie seine größeren Brüder in der Prototypenklasse antreten musste.
Im Grunde war der 250 LM eine geschlossene Version des 250 P. Mit diesem Prototyp teilte er die Mittelmotorbauweise, den Radstand von 2,40 m und einige Merkmale der Karosserie. Angetrieben wurde das erste Exemplar noch von dem bekannten Dreiliter-V12-Motor, daher die Bezeichnung „250“. Die weiteren Exemplare erhielten dann einen 3,3-Liter-Motor. Somit hätte die Bezeichnung eigentlich gemäß der damals bei Ferrari üblichen Praxis in „275 LM“ abgeändert werden müssen. Doch offiziell behielt das Werk stets die Bezeichnung „250“ bei…
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von Harold Schwarz
Fotos: Cahier, McKlein, Motorsportimages