Eine Schlüsselfigur bei Abarth und insbesondere bei der Entwicklung des Lancia Delta war Sergio Limone. Er kam an seinem 24. Geburtstag im Juli 1972 zu Abarth und war zunächst in der Motorenentwicklung tätig. Limone arbeitete insbesondere an den Vierventil-Zylinderköpfen für den V6-Motor des Stratos und an der Kugelfischer-Einspritzung für den Stratos, der am Giro d’Italia teilnahm. 1975 begann er mit der Arbeit am Fiat Abarth 131, diesmal hauptsächlich an der Aufhängung, dem Getriebe und der Karosserie. Ab 1980 übernahm er auch die Aufgabe, die Homologationsunterlagen für die Fahrzeuge zu erstellen, die Abarth zunächst für Fiat und später für Lancia entwickelte. Ab 1986 vertrat er das Unternehmen bei der FIA und gehörte später als Vertreter des Automobilherstellerverbands BPICA (Bureau Permanent International des Constructeurs d’Automobiles) zur Technischen Kommission und zur Arbeitsgruppe für die Homologation. Unter Limones Ägide wurden sämtliche Modifikationen – auch solche, die laut dem Gruppe-A-Reglement frei waren – auf dem Homologationsformular vermerkt, damit die Kommissare bei der technischen Abnahme vor Ort alles nachvollziehen konnten, was an den Autos verändert worden war. Dies führte dazu, dass das Homologationsformular A5355 für die letzte Version des Integrale ganze 173 Seiten umfasste.
Limone erinnert sich, dass Vittorio Ghidella, der Chef von Fiat Auto, unmittelbar nach dem Sieg in Monte Carlo 1987 die Ingenieure fragte, was Lancia brauchte, um noch besser zu werden. Die Antwort: ein neues Auto mit mehr Motorleistung, einer breiteren Karosserie, damit man die in der Gruppe A erlaubten breiteren Reifen verwenden konnte, und besserer Kühlung. Letzteres war besonders wichtig, da laut dem Reglement für 1988 der Ladeluftkühler nicht mehr frei war, sondern der Größe des Standardmodells entsprechen musste. Das Konzept für ein Auto mit den genannten Verbesserungen war bereits im März 1987 fertig ausgearbeitet und wurde vom Vorstand genehmigt. Nachdem das Werk in Chivasso die erforderliche Stückzahl produziert hatte, wurde der neue Wagen im März 1988 homologiert.
Limone war für die Aufhängung, die Kühlsysteme (Wasser, Öl und das Kraftstoff-Luft-Gemisch für die Motoren), das Kraftstoffsystem und die Sicherheitsvorrichtungen (z. B. Überrollkäfig) des Integrale verantwortlich. Darüber hinaus war er auch für die Erprobung sämtlicher neuer Teile sowie für die Zuverlässigkeitstests zuständig.
AUTOMOBILSPORT: Können Sie uns ein wenig über Ihre Arbeit bei Abarth erzählen? Wie lange haben Sie dort gearbeitet und was waren Ihre Hauptaufgaben?
Limone: Ich habe am 24. Juli 1972 bei Abarth angefangen, das war mein 24. Geburtstag, und bin am 31. Dezember 2005 offiziell in den Ruhestand gegangen. Von 1972 bis Oktober 1975 war ich in der Motorenentwicklung tätig. Dazu gehörte eine Menge Testarbeit auf dem Prüfstand, ich habe dort viele, viele Stunden verbracht. Wir haben die Motoren auch intensiv weiterentwickelt, haben zum Beispiel spezielle Zylinderköpfe für die Gruppe 4 entwickelt oder spezielle Motoren für den Giro d’Italia, wir haben die Gruppe-4-Motoren mit einer Kugelfischer-Einspritzpung versehen, und so weiter.
Im Oktober 1975 fing ich dann als Nachwuchsingenieur in der Abteilung für Fahrzeugkonstruktion und -entwicklung an. Ich hatte also nichts mehr mit Motoren, Elektronik oder den elektrischen Systemen zu tun, da diese in die Zuständigkeit anderer Abteilungen fielen, aber ich war bei allen anderen Teilen und Systemen des Autos involviert. Meine erste Aufgabe bestand zum Beispiel darin, die Aufhängung der Fiat-131-Rallyefahrzeuge mit Uniball-Gelenken zu versehen.
Ab 1980 leitete ich die Abteilung für Fahrzeugkonstruktion und -entwicklung und musste mich auch um die Erstellung der FIA-Homologationsdokumente kümmern. Das war, wie Sie sich vorstellen können, eine Menge Papierkram! Ab 1986 gehörte ich als Vertreter der Herstellerkommission zur Technischen Kommission der FIA und zur Arbeitsgruppe Homologation, eine Position, die ich bis zu meiner Pensionierung Ende 2005 innehatte…
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von John Davenport und René de Boer
Fotos: Sergio Limone, McKlein