Flach, breit und windschlüpfrig ist die Erscheinung des ISO A3/C Grifo. Er legt keinen Wert auf Schönheit, allein der Zweck bestimmt seine Form. Entwickelt wurde er 1963 von dem nonkonformistischen Ingenieur Giotto Bizzarrini, der zur damaligen Zeit an vielen italienischen Sport- und Rennwagenprojekten massgeblich beteiligt war. Viele sind überzeugt, dass der A3/C, in ausreichender Stückzahl gebaut und in der GT-Klasse homologiert, das Zeug gehabt hätte, die Weltmeisterschaft zu gewinnen.
Hintergrund und Entstehung
Renzo Rivolta, Jahrgang 1908, war Anfang der 60er Jahre in Italien ein bekannter und erfolgreicher Unternehmer. Mit seiner Firma Iso hatte er in der Vergangenheit Kühlschränke, dann Mopeds und schließlich die Isetta produziert. Aktuell stellte Iso Motorroller und kleine Lieferwagen her. Privat liebte Rivolta schnelle, leistungsfähige Autos. Nun trug er sich mit dem Gedanken, einen eigenen Gran Turismo zu bauen.
Giotto Bizzarrini, 1926 in einem kleinen Ort südlich von Livorno geboren, absolvierte unmittelbar nach dem Krieg ein Ingenieursstudium an der Universität von Pisa, in dem er sich auch mit dem Fachgebiet Aerodynamik befasste. Im Sommer 1954 begann er seinen ersten Job in der Automobilbranche bei Alfa Romeo. Unter der Führung des ehemaligen Grand-Prix-Fahrers Consalvo Sanesi kam er als „studierter Testfahrer“ zum Einsatz. Seine Aufgabe war es, Schwachstellen an den Testobjekten aufzudecken und Lösungen zu deren Beseitigung aufzuzeigen.
Dabei machte er sich einen so guten Namen, dass Ferrari den 31-Jährigen 1957 abwarb. In Maranello war Bizzarrini dann maßgeblich an der Entwicklung und den Renneinsätzen der 250 GT SWB und GTO beteiligt. Ende 1961 wurde er jedoch von Ferrari im Rahmen der sogenannten „Palastrevolte“ rausgeschmissen, woraufhin er sich in Livorno mit seiner eigenen Firma Autostar, 1964 umbenannt in Prototipi Bizzarrini und 1965 dann in Automobili Bizzarrini, selbstständig machte.
Der eine, Rivolta, hatte den Willen, das Geld und die Möglichkeiten zur Entwicklung und Produktion eines Gran Turismo, der andere, Bizzarrini, das Know-how, welche Eigenschaften ein solches Auto aufweisen musste und wie man es dahin entwickelte. So vereinbarten die beiden, dass Bizzarrini mit den Iso-Ingenieuren zusammenarbeiten würde, für die die Konstruktion und Herstellung eines Wagens vom Format des geplanten GTs Neuland war. Im Juni 1962 konnte Renzo Rivolta stolz den ersten Prototyp des Iso Rivolta GT IR300 vor seiner Villa auf dem Firmengelände in Bresso, wenige Kilometer nördlich von Mailand, präsentieren. Der zweitürige Wagen mit vier Sitzplätzen war von Bertone unter der Leitung des jungen Chefstylisten Giorgio Giugiaro gestaltet worden. Angetrieben wurde er von dem 5,4-Liter-V8-Motor aus der Chevrolet Corvette.
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von Harold Schwarz und Michael Cotton
Fotos: Klemantaski, The Cahier Archive/Bernhard Cahier, McKlein