Als McLarens „Bruce-und-Denny-Show” 1967 in Nordamerika eröffnete, war das für die etablierten Can-Am-Teilnehmer wie ein Schlag ins Gesicht. Schon beim erst für September angesetzten Auftaktrennen in Road America (Elkhart Lake) setzten die „Kiwis” neue Standards hinsichtlich Organisation, Vorbereitung und Speed. Als sie zum fünften von sechs Läufen in Riverside anrollten, kannte längst jeder Fan ihre Namen. Und wollte sie unbedingt einmal live in Aktion sehen.
Unter den Bewunderern war auch ein Youngster, der als Mechaniker bei einer Rennfahrerschule jobbte und als Lohn deren Autos bewegen durfte. „Ich fuhr dort einen Formel-C-Wagen aus der Jim-Russell-Schule”, sagt Frank Zimmermann. „Ich erinnere mich, wie ich die professionelle Arbeit der McLaren-Mechaniker bestaunte. Und mich fragte: Wer sind nur diese Jungs?”
Bei Frank kam der Wunsch auf, in diese Welt einzutauchen. Und weniger als ein Jahr später sollte er in Erfüllung gehen. Es war ein Freitag Ende August 1968, als er die Werkstatt des bekannten Rennmotorentuners Al Bartz in Van Nuys, einem Ortsteil von Los Angeles, betrat. „Ich wollte im Profimotorsport arbeiten und hatte spitzbekommen, dass einige der McLaren-Jungs noch bei Bartz waren, um ihre neuen Big Blocks fertig zu machen”, erzählt Frank.
Der großgewachsene, besonnene und tatendurstige Mann trat an dem heißen Augustnachmittag schnurstracks durch das weit geöffnete Garagentor und sah sich schon bald in ein Bewerbungsgespräch mit McLarens Chefmotorenmann Gary Knutson verwickelt. Das mit der Frage endete: „Wann kannst du anfangen?”
Franks Antwort: „Nun, wenn es sein soll: sofort!”
Zimmermann rief seine Eltern an, um ihnen zu sagen, dass er nicht nach Hause käme. „Wir arbeiteten das ganze Wochenende durch und luden dann fünf frische Motoren auf einen alten Ford Pickup. Am Montagmorgen machte ich mich mit Gary und Lee Muir auf den Weg Richtung Elkhart Lake. Wir hockten zu dritt nebeneinander auf der vorderen Sitzbank, zusammen mit Garys riesigem Mobiltelefon, dem ersten, das ich je zu Gesicht bekommen hatte. Wir fuhren die ganze Nacht durch und machten erst am nächsten Mittag Halt in McLean, Texas. Dort schliefen wir ein paar Stunden in einem Motel, das im Gegensatz zum Pickup eine Klimaanlage besaß.
Ich war zuvor nie weiter östlich als bis Reno, Nevada, gekommen. Alle Rennstrecken, die ich bis dahin kannte, waren staubig, trocken und braun gewesen. Als wir in Road America ankamen, konnte ich kaum glauben, wie grün alles war, wie dick die dortigen Bäume. Und wie gut die Grillwürstchen rochen!”
Jemand reichte dem Neuling einen Mechaniker-Overall, auf dem noch der Name „Beanie” stand. „Da erst erfuhr ich, dass ich für Colin Beanland eingesprungen war, der eine Augenverletzung davongetragen hatte, als ein Mahlwerk zu Bruch gegangen war. Ich wurde nur verpflichtet, weil ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und dazu den passenden Background vorweisen konnte.”
Mit dem Rookie hatte das Team seine volle Mannschaftstärke erreicht: zehn. An der Spitze die beiden neuseeländischen Piloten Bruce McLaren und Denny Hulme, Teammanager Teddy Mayer und Crewchief Tyler Alexander. Man teilte Frank dem M8 von Bruce zu, der von dem in Aluminium gegossenen 7,0-Liter-V8 von Chevrolet angetrieben wurde.
Ausnahmsweise lief das Rennen am 1. September auf nasser Piste, doch die Choreographie war die gleiche wie sonst im Trockenen: Doppelsieg für die beiden Autos in „McLorange”, mit Hulme vor McLaren in „Zimmermanns Auto”. Die Bruce-und-Denny-Show ging in ihre zweite Saison …
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von Pete Lyons
Fotos: The Cahier Archive, Pete Lyons