Gegenwärtig ist Peter Saubers Team mit seinem Formel-1-Engagement präsent, aber das war keineswegs immer so. Vor fast einem Vierteljahrhundert brillierte der Schweizer in der Gruppe C. Seine Wettbewerbsfahrzeuge waren mit Ford-, BMW- und zuletzt mit Mercedes-Motoren bestückt. Dem Langstreckenrennen galt Peter Saubers Leidenschaft: Im Wesentlichen hatte er es mit Gegnern wie Porsche, Lancia und Jaguar zu tun, äußerst erfolgreich, mit dem Le Mans-Sieg 1989 als Highlight. Auch sein letztes Sportwagenrennen mit Mercedes endete mit einem zu jenem Zeitpunkt überraschenden Sieg.
Sauber begann 1970 Sportwagen zu bauen, vornehmlich für die Zweiliter-Kategorie, und startete mit dem sogenannten C1 selbst bei Berg- und Rundstreckenrennen. Mit den Nachfolgemodellen C2, C3, C4 und dem C5, mit dem Herbert Müller die Interserie gewinnen konnte, wuchs Peter Saubers Bekanntheitsgrad. International fand auch seine Gruppe 5-Spezialversion des BMW M1 Beachtung, die in Hinwil entwickelt wurde. Sie verfügte über einen Gitterrohr-Rahmen, für den Seger & Hoffmann eine Kevlar-Karosserie baute. Dieses Fahrzeug war mit 925 kg ganze 375 kg leichter als der serienmäßige BMW M1 und immer noch 155 kg leichter als ein Gruppe 4- M1. Hans-Joachim Stuck und Nelson Piquet gewannen damit das ADAC-1000 Kilometer-Rennen am Nürburgring, nachdem es durch den tragischen Unfall von Herbert Müller abgebrochen wurde. Dieter Quester orderte spontan ein weiteres Exemplar, mit dem er zusammen mit Marc Surer in Le Mans startete. Das vom Würth-Lubrifilm-Team Sauber eingesetzte Auto war sehr gut unterwegs, bis am Sonntagmorgen der Motor streikte. Motorschäden stoppten allerdings auch die drei anderen BMW M1, sodass es für das Schweizer Team keine Schande war.
1982 begann Sauber mit dem Einstieg als Konstrukteur in die Gruppe-C. Der C6 mit Ford Cosworth 3,9-Liter-DFL-Motor wurde auf einem Alu-Monocoque von Sauber im Auftrag von Seger & Hoffmann aufgebaut. Zwei dieser Fahrzeuge waren während der gesamten Langstrecken-WM im Einsatz. Der eine wurde von GS Tuning für Hans Stuck und Hans Heyer eingesetzt, den anderen kaufte Walter Brun. Sauber setzte ihn für Brun und Sigi Müller jun. ein.
Beide Autos kamen beim ersten Rennen der Saison in Monza zum Einsatz und stachen mit ihrem dreieckigen, großen Heckflügel und der mittigen Heckflügel-Stütze hervor. Stucks Wagen war von BASF-Cassetten gesponsert, während Bruns Auto von Ford Schweiz unterstützt wurde. Wie bei vielen anderen Teams, die den Cosworth-DFL-Motor fuhren, verursachten Vibrationen des Motors Brüche an verschiedenen Aufhängungspunkten, so dass keines der Autos in der ersten Saisonhälfte das Ziel sah. In Le Mans fiel Stucks Sauber am Samstagabend mit einer gebrochenen Motorhalterung aus, Bruns C6 strandete mit einem defekten Anlasser.
Der britische Spezialist John Thompson modifizierte das Chassis unter Verwendung eines Hilfsrahmens, sodass der von GS eingesetzte Wagen das Rennen in Spa im September, wohlgemerkt mit dem kleineren 3.3-Liter-Motor, tatsächlich beenden konnte. Brun dagegen verlor die Geduld mit dem DFL-Motor und installierte einen 1.7-Liter-BMW-Turbomotor. Das stellte sich als gute Wahl heraus, denn er und Müller fuhren in Mugello auf den fünften Platz. Hans-Joachim Stuck führte das folgende, letzte WM-Rennen der Saison in Brands Hatch im strömenden Regen sogar an, bis es wegen der Kollision der beiden Ford C100 abgebrochen wurde. Gerhard Schneider (GS Tuning) schloss daraufhin mit dem Programm ab, Brun kaufte alle Bestände und besaß so auf einmal beide Rennwagen.
In die Porsche-Phalanx eingebrochen
1983 entwickelte Brun den C6 weiter und setzte ihn unter der neuen Bezeichnung Sehcar ein – das stellte sich allerdings als Flop heraus. In Hinwil baute Sauber in der Zwischenzeit den Nachfolger C7. Mercedes-Ingenieur Rüdiger Faul war für die Aerodynamik verantwortlich, das Chassis konstruierte Leo Ress und das Fahrwerk wurde zu großen Teilen vom Gruppe-5-Sauber-BMW-M1 übernommen. Der C7 war so konstruiert, dass er verschiedene Motoren aufnehmen konnte. Doch das einzige Chassis, das gebaut wurde, war mit dem BMW-3.5 Liter-Reihenmotor aus dem BMW M1 ausgestattet. Dieser Saugmotor hatte eine Spitzenleistung von 482 PS und sorgte für ein erstklassiges Debüt in Le Mans mit Platz neun für Diego Montoya, Tony Garcia und Albert Naon. Mit diesem neunten Platz – trotz einer zwanzigminütigen Reparatur-Pause – verhinderte Sauber, dass Porsche die Top-Ten des Gesamtklassements mit den dominierenden 956 allein besetzte. Später im Jahr 1983 schafften Fulvio Ballabio und Max Welti einen zehnten Platz in Fuji, und 1984 fuhr Naon den C7 in der IMSA-Serie: In Miami wurde er Zehnter. Dann ging der C7 in das Eigentum von „Fomfor“ über, von dem er 1985 in Mosport mit einem Chevrolet-V8 im Heck eingesetzt wurde und unter Uli Bieri und Matt Gysler als Siebter die Zielflagge sah.
Peter Sauber war in der Zwischenzeit nicht untätig. Er präsentierte im Juni 1985 eine Weiterentwicklung des C7 mit Alu-Monocoque, jetzt aber von einem Mercedes-V8-Motor angetrieben, der mehr als 710 PS leisten sollte (allerdings nicht im Renntrimm, wegen entsprechender Verbrauchsregeln des Gruppe C-Reglements). Es hieß, Sauber genieße einige Unterstützung von Mercedes, wenn nicht sogar technische Hilfe, denn die Motoren sollten direkt aus der Entwicklungs-Abteilung stammen und von Heini Mader gewartet werden. Die Karosserie war erneut von Rüdiger Faul gestaltet und Leo Ress verantwortete das Gesamt-Design; er war zu diesem Zeitpunkt bereits bei Sauber fest angestellt...
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von Michael Cotton
Fotos: Archiv Mercedes-Benz, Jimmy Froidevaux, Gerd Stein, Historisches Archiv Porsche AG / Upietz