Anfang November wurde unser englischsprachiges Buch über den Bentley Speed 8 vom britischen Royal Automobile Club als bestes Motorsportbuch des Jahres 2023 in der Kategorie „Motorsport Books Without Price Limit“ ausgezeichnet. In unserem Artikel skizziert der Autor Andrew Cotton die Entstehungsgeschichte des Buchs und einige wichtige Etappen des Speed-8-Programms.
Bentley kehrte 2001 zum ersten Mal seit mehr als 70 Jahren nach Le Mans zurück, und 2003 gelang der Marke auf dem Circuit de la Sarthe der erste Sieg seit 1930. Als Nachfolger von Wolf Barnato und Glen Kidston fügten Tom Kristensen, Rinaldo Capello und Guy Smith der Le-Mans-Historie des britischen Herstellers ein weiteres erfolgreiches Kapitel hinzu. Die hochinteressante Entstehungsgeschichte des Speed-8-Programms ist nun erstmals in Buchform umfassend beschrieben worden.
„Bentley Speed 8 – The Comprehensive Story of Bentley’s Last Le Mans Winner“, herausgegeben vom Sportfahrer Verlag, enthält noch nie gezeigte Bilder und Details des Projekts, einschließlich der Windkanaltests, die eines der schönsten Le-Mans-Autos aller Zeiten hervorbrachten. Bentley ermöglichte mir bei meiner Arbeit Einblick in das Archivmaterial, sodass ich zu allen Einzelheiten des Projekts recherchieren konnte, angefangen bei den ersten Konzeptionen, gefolgt von der Entwicklungsgeschichte des neuen Fahrzeugs, das mit dem W12-Motor für den neuen Mid-Size-Bentley ausgerüstet werden sollte, bis hin zur Zeit nach dem Sieg, als man bei Bentley sehr ernsthaft mit dem Gedanken spielte, das Motorsportprogramm weiterzuführen.
Das Buch räumt ein für alle Mal mit dem Mythos auf, der Bentley Speed 8 sei lediglich ein Audi R8 mit Dach gewesen. Tatsächlich verlief der Technologietransfer eher in umgekehrter Richtung: Bentley steuerte einige Designmerkmale zum R10 bei, dem ersten Diesel von Audi und Nachfolger des R8.
Ursprünglich wollte Bentley den W12-Motor, der später den Continental GT antrieb, im Motorsport einsetzen. Angedacht war, den Motor in das Chassis des Audi R8C einzubauen, ein geschlossenes Coupé, das in Großbritannien entwickelt und gebaut wurde. Wie sich jedoch alsbald herausstellte, waren die Anforderungen an das Kühlsystem so groß, dass für das Vorhaben ein neues Auto konstruiert werden musste.
Nachdem der Motor ein einziges Mal in Deutschland im Heck eines Lola getestet worden war, verwarf man den Plan, das W12-Aggregat bei Rennen einzusetzen. Eigentlich hatte Bentley alles, was man für ein Le-Mans-Programm brauchte: Es gab ein Chassis, es gab einen Entwicklungspartner in Gestalt der Firma RTN aus Norfolk, die zuvor den Audi R8C eingesetzt hatte, und mit Richard Lloyds Rennstall „Apex Motorsport“ stand auch ein Team für den Einsatz des Wagens bereit. Was noch fehlte, waren ein Motor und die Überzeugungsarbeit beim Vorstand…
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von Andrew Cotton
Fotos: Bentley, Julian Broad, Mathieu Bonnevie, Endurance Racing Legends